1)
Brief 2
24 Juli 2010 Samstag
Normalerweise wollte ich heute zur LP nach Duisburg allerdings war ich am Freitag beim Arzt gewesen und der hat mir jegliche Anstrengungen untersagt. Als ich die Praxis später verlassen hatte nach stündiger Warterei war ich so wütend das ich mir dachte..hmm dann fährst halt Samstag spontan einfach hin, kann ja sein das es bis dato auch weg ist.
Natürlich war dem nicht so, ich wachte morgens auf und dachte...Mist, ist ja nicht besser geworden mitn Rücken, konnte nur unter Schmerzmittel mich einigermaßen besser bewegen..naja dachte ich, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig als die LP sausen zulassen. Ich beschloss dann mir alles im Internet per Livestream anzuschauen später.
Nachdem ich gefrühstückt hatte, hatte ich noch einige Dinge zuhause erledigt die ich noch machen musste, habe einige Tiere um die ich mich ebenfalls trotz dem Leiden noch widmen musste, können sich ja schließlich nicht alleine saubermache nun gut immer noch etwas mehr als angefressen das ich nicht zur LP fahren konnte machte ich mich an Arbeit soweit ich konnte meine Tiere zu versorgen, mittlerweile wars dann auch schon nach 12 Uhr durch als ich mit allen fertig war setzte ich mich erst mal hin und trank 2-3 Tassen frisch gebrühten Kaffee, hatte mir Musik angemacht um jedenfalls trotzdem etwas in Partystimmung zukommen, allerdings wollte diese trotzdem nicht mehr so wirklich aufkommen. Wie dem auch sei, ich hörte ca. 2 Std. Musik und machte hier und da was, schaute ab und zu bei Smeet rein und Facebook, unterhielt mich mit Freunden die auf dem Weg zur LP waren, na klasse dachte ich, dass muntert mich jetzt auch nicht weiter auf und sagte nur das ich ihnen viel Spaß wünsche und das sie nicht soviel trinken sollten Nachdem es dann auch schon 14h durch war, beschloss ich noch einkaufen zugehen da ich nicht mehr viel im Kühlschrank hatte, wenig später fuhr ich dann nicht weit von mir entfernt nach Combi und kaufte ein paar Lebensmittel ein, immer wieder dachte ich dabei warum mir das immer wieder passieren muss das wenn ich irgendwo hin möchte die Gesundheit dazwischen funkt, hab viel Pech was das betrifft aber nun gut dachte ich dann eben 2011 zur LP wenn dann eine stattfindet oder eben nach Holland zum Qlimax Festival, beglückte mich dann mit der Aussage.
Nachdem ich einiges an Moneten beim Supermarkt gelassen hatte ging ich wieder nachhause.
Zuhause angekommen hatte ich die Sachen abgestellt und erst mal etwas lauter Musik angemacht, dann die Sachen eingeräumt und mir zwischenzeitlich nen Kaffee gekocht als ich soweit alles weggeräumt hatte wars auch schon 16h durch.
So dachte ich, gehste mal auf Youtube da lief nämlich der Livestream der LP. Gespannt setzte ich mich an mein Rechner und machte die Seite auf wo der Stream zusehen war, alles lief super, klasse Musik und die Leute waren auch gut gestimmt, toll dachte ich wieder und hab mich geärgert wie ein Schwein das ich hier zuhause sitze während einige von meinen Freunden jetzt am Party machen sind. Ich habe kurz dem TAB im Browser gewechselt und war auf meiner Website am schaffen, betreibe ja nebenbei das Stormchasing und schaute nach eventuellen Unwetterwarnungen aber da ich ja sowieso nichts Unternehmen durfte begrub ich die Idee in der Hinsicht was zumachen auch ganz schnell wieder also zurück zum LP Stream, ich unterhielt mich mit einigen im Chat bei Smeet u.a. auch mit nem Freund der auch nicht hingefahren war weil er es einfach vergessen hatte. Ich schaute auf den Stream und wunderte mich nach einiger Zeit warum da aufmal soviel Rettungswagen unterwegs waren wo kaum platz zufahren war, naja dachte ich. man man da stimmt doch was nicht, wenn da mal nicht was passiert ist und kaum hatte ich das gedacht da hörte ich auch schon von einigen ausm Chat schreiben...Loveparade 11 Tote und viele Verletzte...Ich dachte die wollen mich auf dem Arm nehmen das da jemand sich einen üblen Scherz erlaubte, ich sagte dann..Mensch quatscht doch nicht so ein Mist im Raum rein..Dann öffnetet ich nen neuen Link und zwar aus einem Stormchaser Forum und da das gleiche, jemand aus Duisburg schrieb...viele Tote bei der Loveparade, erst dann fing ich an es zu glauben, ich dachte ach du sche...das kann doch nicht wahr sein, immer wieder wurden im Stream der ja noch weit nach der Tragödie weiterlief Bilder von der Rampe gezeigt, ich war wie erstarrt, machte auch inzwischen meine im Hintergrund laufende Musik erst mal leiser da ich nebenbei noch Nachrichten im Inet laufen ließ, ich kann mich ab dem Moment nicht mehr an alles Erinnern, irgendwas verhinderte das. Ich dachte, oh man die armen Leute das kann doch nicht wahr sein, wie konnte das nur passieren. Jetzt war ich nicht mehr wütend das ich nicht fahren konnte, jetzt war ich zu tiefst traurig das es so gekommen ist und so viele junge Menschen einfach sterben mussten weil einige Leute zu unfähig sind eine Party zu veranstalten. Hatte mich sowieso gewundert das sie diese dämlichen Zäune da überall aufgestellt hatten, das Loch da bei der Treppe hatte ich damals auf den Streams nicht gesehen das wurde erst viel später von den Überwachungskameras gezeigt und das sie dort einfach diesen Zaun drauflegten, ich dachte noch, was sind das für Idioten das sichert doch nix ab, stolperfalle Nummer 1!Bis ich begriffen hatte was dort geschehen ist war es schon Mitte August gewesen.
Ich hatte versucht einige Freunde zu erreichen die dort ja waren kam aber nicht durch, ständig Mailbox vom Handy an, erfuhr Nachts dann auf Sonntag das alles in Ordnung war mit ihnen, sie waren oben aufm Gelände und nicht auf der Rampe zudem Zeitpunkt. Gut dachte ich jedenfalls denen geht’s gut, dachte dann aber wieder an die, die ihr Leben lassen mußten nur weil sie Spaß haben wollten. Ich ging irgendwann unter Tränen ins Bett und versuchte zu schlafen, es war allerdings schon Sonntagmorgen 5 Uhr. Das wahr der meiste Teil den ich vom 24 July 2010 noch weis, wie gesagt nachdem wo es passiert wahr, ich war wie weggetreten, wollte es nicht glauben was ich da sah, die ganzen Verletzten und die Toten, die abgedeckt gewesen wahren das hat mich zu tiefst erschüttert das grade dort sowas passierte! Seitdem muß ich sagen ist wirklich nichts mehr so wie es davor wahr, ich habe den 11 September nicht in NY miterlebt habe aber gesehen wie die Flugzeuge reingeflogen waren ins WTC, zumindest das zweite live das hat mich damals schon so aus der Bahn geworfen wo ich gesehen habe wie die Leute aus dem Fenster sprangen und auf den Boden aufgeschlagen sind, leider zeigte das US Fernsehen alles was man hier im TV nicht zusehen bekommt. Wenn ich mir heute das ganze Leid von damals anschaue laufen mir die Tränen so raus, ich kann nix dagegen tun und die Tragödie der LP hat das alles wieder aufgerissen, ich bin selber von der LP nicht betroffen aber mich zieht das immer noch an manchen Tagen voll runter, sobald ich mir die Fotos anschaue, hatte z.B. da ein Video gesehen was alles zeigt auch die Hilferufe, einfach unvorstellbahr was die Jungen Leute da durchmachen mußten, zu ersticken ist die Qual, ich weis wie es ist wenn man keine Luft mehr bekommt, ich leide unter Asthma und COPD daher weis ich wie das ist aber was diese Leute da durchmachen mußten war schlimmer als der härteste Horrorfilm man könnte sagen ohne zu lügen...sie wurden Lebendig begraben. Ich wünsche den hinterbliebenden nur das Beste und das sie und die Verletzten alles weitere in ihren Leben irgendwann wenn die Zeit gekommen ist auf die Reihe bekommen und das sie und andere sowas nie wieder durchmachen müssen.
Brief 3
Brief 3
Der 24.07.2010 war von Anfang an kein normaler Samstag. Nicht mit gemeinsam Frühstücken; Sohn war am Abend vorher auf eine Party und kam deswegen erst gegen 11Uhr nach Hause. Eigendlich wollte er und seine Freunde früh Richtung LoveParade aufbrechen; weil aber alle von der Feier müde waren, beschlossen sie, erstmal etwas zu schlafen und dann später zu gehen. Das sollte das größte Glück sein, das unserer Familie je passiert ist! Denn so sind sie erst gegen 15Uhr aufgebrochen, um sich zu treffen.
Als das Unglück geschah und so viele Menschen ihr Leben lassen mussten und so viel verletzt wurde, da hatte ich gerade eine verdammt große Wut! Das Internet funktionierte nicht mehr…..und das Fernsehen(Entertain) auch nicht! Und so hing ich am Telefon und gab die Störungsmeldung heraus. Dort erfuhr ich, dass es in Duisburg eine größer Störung gab an der gearbeitet wurde. Erst viel später wurde klar, dass auch das mit dem Unglück in Zusammenhang stand. Ich bat meinen Mann, die DVBT-Antenne anzuschließen, weil unser Jüngster sein Kinderfernsehen gucken wollte. Ich selbst hab in der Küche das Abendbrot vorbereitet…….und plötzlich war da diese Radiomeldung, von Verletzten und Toten auf der LoPa! Ich hab sofort WDR angemacht, weil ich wusste, dass die Live übertragen…….und da sah ich dann die ersten Bilder und war schockiert! MEIN SOHN WAR DORT! Und vom zeitlichen Ablauf konnte er gut im Tunnel sein um diese Zeit………………..ich hatte solche Angst! Ich habe sofort versucht, ihn zu erreichen, aber das Handynetzt war zusammengebrochen! Ich hatte keine Ahnung, wie es ihm ging! Kurz darauf schellte das Telefon – die Großeltern hatten es auch im TV gesehen. Sie fragten, ob er da wäre …..und ich schrie nur noch“Ja!“ in das Telefon. Und sagte, dass wir nicht wissen, was mit ihm ist; versprachen, anzurufen, wenn wir was wissen. Ich rannte panisch durch das ganze Haus und suchte Telefonnummern von seinen Freunden und deren Eltern – in der Hoffnung, das irgendwer etwas weiß…..was natürlich nicht der Fall war, während mein Mann am TV klebte, in der Hoffnung in irgendwo quicklebendig zu sehen. Eine Mutter wusste nicht einmal, dass ihre Tochter dort war! Als die Notrufnummer für Angehörige bekannt wurde, habe ich gleichzeitig mit zwei Telefonen versucht, dort durchzukommen……..erfolglos über Stunden. Ich saß weinend vor der Haustüre und wählte wieder und wieder. Zwischendrin plötzlich ein Anruf: meine Freundin aus Bayern hatte es im TV gesehen und fragte nach ihm…….für diesen Anruf bin ich ihr bis heute dankbar. Die Bilder im TV wurden immer schlimmer – meine Angst immer größer; auch die Großeltern riefen immer wieder an. Mein Mann wollte hinfahren und unseren Sohn suchen. Ich sagte ihm, dass das in dieser Menschenmenge doch keinen Sinn hat und das er sowieso nicht bis dahin durchkommen wird. Ichbrachte den Kleinen ins Bett – beruhigte ihn; trotz meiner Angst war ich da ganz ruhig.Die Stunden vergingen und das Warten wurde unerträglich…..und irgendwann nach 21 Uhr kam endlich der so sehr herbei gesehnte Anruf seiner Freundin: Sie waren wohlbehalten bei ihrer Mutter – waren nicht mehr bis zum Gelände durchgekommen, wussten aber auch gar nicht, was passiert war. Danach brauchte ich erstmal einen Schnaps! Eine Stunde dauerte es noch, bis ich ihn wieder in die Arme schließen konnte – aber war da: gesund und unversehrt! Diesen Augenblick werde ich nie vergessen!
Wie sehr das ganze an mir gezehrt hatte, merkte ich erst einen Tag später, als ich im Radio ein Interview hörte mit einer jungen Frau, die mitten drin war in der Panik………….da musste ich mich übergeben!
Brief 4
Brief 4
Es war wieder einmal Wochenende, die Loveparade sollte zu uns in die Stadt kommen. Davor war sie in Essen; wir hatten überlegt, ob dorthin gehen sollten, aber nachdem kurze Zeit vorher dort ein Straßenfestival war, entschieden wir: Nein Essen nicht, es ist schon sooo voll und in Duisburg kennen wir uns aus (auch Schleichwege).
Da es ja Sicherheitsvorkehrung gab (absolutes Glasverbot), füllte ich mir meinen Weißwein in eine Plastik-Wasserflasche. Ich weiß, dass das Weinfrevel, aber ich trinke nun mal gerne beim Feiern Wein...und es war ein billiger von einem Discounter, man möge mir verzeihen.
Ich mag die Innenstadt schon lange nicht mehr, auch den Innenhafen nicht....es ist nicht meins.....Duisburg als Stadt der Arbeiter und mit Düsseldorfer Chic....aber ich dachte immer na ja, vielen gefällt es...ich muss da nicht hin.
Wir trafen uns bei einem Freund, der sehr zentral wohnt (wir hatten dort Wasser am Vortag gebunkert). Da wir die Wegstrecke vorher erfahren hatten, hatten wir entschieden, wir gehen nicht aufs Gelände, Problem war nur wir hatten ein 15 jähriges Mädchen bei uns mit ihrem Freund, da stellte sich die Frage: "wie sage ich es dem Kinde?"
Zu Fuß gingen wir dann 5 Minuten, bis wir zu einem ersten Float kamen, Ich hatte sehr viel Spaß unterwegs und sagte spontan...."Endlich lebt die Stadt, auch für mich".
Ich erinnere mich so sehr an diesen Satz und die Stelle, an der ich ihn gesagt habe.
Wir fragten das junge Pärchen, dass bei uns war und für die wir verantwortlich waren, ob sie auf das Gelände wollten. Sie wollten auch nicht, im Nachhinein bin ich so dankbar dafür, ich denke ich hätte in dem Alter damals gesagt....egal was ist, ich will dahin.
Mein Bruder rief an: Wo seid ihr, ich fahre jetzt nach Krefeld es ist mir zu voll."
Meine Tochter rief an( 16.00 Uhr):" Mama, komm auf das Gelände, es ist so viel Platz noch hier.
Nein, wir blieben in der Stadt, auf den Straßen. Irgendwann am frühen Abend machten wir uns auf den Weg zum Auto, als mein Freund stehenblieb und sagte es hat Tote gegeben. ich wusste nicht wovon er redet. Im Vorrübergehen hatte er aus einer Kneipe, die Nachricht gehört. Bevor wir weiterreden konnten, schellte mein Handy, mein Sohn rief aus Bonn an." Nein schrie ich an, ich weiß nicht was mit deiner Schwester ist, mit Freunden, dein Onkel ist in Krefeld, uns geht es gut. Ich ruf an, wenn ich was weiß." Von da an schellte mein Handy pausenlos Irgendwann wollte ich nicht mehr ran gehen, aber ich musste den Menschen doch sagen, dass mir nichts passiert ist. Und das ich nichts anderes weiß. Natürlich versuchte ich meine Tochter, ihren Freund und andere Freund zu erreichen, von denen ich wusste, sie sind auf dem Gelände, aber es gab ja keine Möglichkeit.
Zu Hause versuchten wir über das Festnetz irgendetwas zu erfahren, aber keiner wusste etwas über seine Liebsten, alle hingen gebannt vor dem Bildschirm, um etwas zu erfahren. Nach den ersten Informationen, dass es im Tunnel passiert sei, sagte mein Freund. mach Dir um deine Tochter keine Sorgen, die feiert doch so gerne und so lange, sie wird doch immer rausgefegt. Diesen Satz half mir, in der Zeit der Ungewissheit, der Verzweiflung, des Glaubens man wird wahnsinnig,
Dann endlich so ca 22.00 Uhr kam ein Anruf meiner Tochter: Hallo??? Wieso haben wir so viele Anrufe? Was ist los?
Dann riefen wir viele Menschen an, um für meine Tochter Entwarnung zu geben mit der Bitte es weiter zu geben, denn noch fehlten Informationen über meinen Neffen. Diese kamen dann 1 Stunde später. Niemanden den ich persönlich kannte ist zu Schaden gekommen und doch hat diese Tragödie mein Leben verändert.
Ich mag mich bis heute nicht in die Lage zu versetzen, was mit den Familien ist, die die schlimmste aller Nachrichten bekommen haben?
Was ist mit den Menschen, die in dieser Situation mittendrin stecken, die die Enge erlebt haben, die die Todesschreie gehört haben?
Was ist mit den Helfern, den Polizisten, die das alles auch erlebt haben.
Ich kann mir keine Videos ansehen, ich habe es versucht, aber noch immer laufen bei mir die Tränen und ich bin fassungslos, das so etwas passieren konnte.
All diese Gefühle und auch das Verhalten der Verantwortlichen nach der Parade haben mich dazu gebracht, nicht mehr zu schweigen, etwas zu tun. Gegen das Vergessen,
gegen das Aussitzen, gegen die Unmenschlichkeit. Für die Würde der Toten, der Hinterbliebenen, der vielen, vielen Traumatisierten, von denen viele wahrscheinlich in keiner Statistik auftauchen. Diesen Menschen will ich zeigen, es gibt Menschen, die fühlen mit Euch, vielleicht ist es ein kleiner Trost, wenn sie es sehen.
Ich bin kein "politischer Mensch", aber dieser Tag hat mich auch dahin gebracht zu schauen, was machen die Menschen. die im Rathaus sitzen. Und je mehr ich dorthin schaue, desto mehr wird mir klar, auf was für einen Sumpf ich schaue. Der Mensch zählt nicht mehr, nur noch der Gewinn.
Brief 5
Brief 5
Die Loveparade ist jetzt nun schon länger als drei Wochen her, und mich verfolgen immer noch die Bilder der Leichen, die ich an der Rampe habe liegen sehen.
Ich bekomme meinen Alltag zur Zeit durch Medikamente (Diazepam) in den Griff und habe liebe Freunde und Verwandte die mir eine Kinderpause gönnen, um das alles zuverarbeiten.
Nur es ist nichts mehr so wie es einmal war, es fällt einem schwer froh zu sein das man lebt, das man doch irgendwo ein Schutzengel hatte der einem gesagt hat ,,Warte doch noch eine Stunde bevor du nach Hause gehst, die Kinder sind doch eh noch nicht zuhause!"
Es war nur eine einzige Stunde die hätte alles verändern können, da merkt man erst wie nah der Tod dem Leben ist.
Immer wenn ich drüber nach denke, das die jungen Leute auch einfach nur tanzen wollten, so wie wir alle die schon auf dem Gelände waren. Verstehe ich die Welt einfach nicht mehr ... die waren doch alle noch so jung und hatten doch keine Bösenabsichten.
Man kommt mit einem tollen schönen Gefühl zur Rampe, weil man spaß hatte und ist auf einmal in einer ganz anderen Welt, in einer dunkeln, kalten und grausamen Welt, wo chaos hektik und angst herrscht. Wo schreie und Martinshörner jetzt die Musik ersetzen, das tanzen wurde von Leute die orientierungslos mit hilflosen blicken durch die gegend gelaufen sind ersetzt.
Man stand mitten drin und konnte nicht begreifen wo man jetzt ist, sollte das immer noch der selbe Weg sein zu einem friedlichen Event ? Oder hatte ich mich gar verlaufen ? Die Umgebung wie Bäume und Häuser sahen alle noch gleich aus, nur es lagen jetzt Tote an der Rampe, Verletzte im Tunnel. Ich habe immer gehofft das ich gleich wach werde und es nur ein Traum ist. Nur es war kein Traum es war die Wirklichkeit, die mich jetzt immer in meinen Träumen besucht.
Nach dem ich so teils begriff was ich gesehen habe, habe ich weinend meine Eltern angerufen, (weil das D1-Netz ging zu dem Zeitpunkt noch) die ich kaum verstehen konnte, weil sie weinten auch, vor Glück das es mir und meinem Bruder und Gregor gut gingen. Die beiden sind noch geblieben und wußten noch nichts von dem Unglück, so wie viele andere auch.
Ich rief erstmal meine Kinder an um ihnen zusagen das jetzt nach Hause komme, weil ich angst hatte das sie vielleicht fernsehen und hören nur das es Tote auf der Loveparade gibt. Aber meine Eltern waren bei den Kids und haben gewartet bis ich nach Hause kam.
Ich lief ohne jegliche Orientierung durch die Stadt um zu meinem Auto zukommen, das ich am Brückenplatz abgestellt hatte, mit den Bildern der Toten vor Augen, die Martinshörner und die Rotoren der Hubschrauber in den Ohren und Tränen die einfach nur liefen. Leute schauten einen ganz dumm an, und gingen tuschelnd vorbei. Nach fast zwei Stunden habe ich es endlich geschafft an mein Auto zukommen, ich bin noch damit nach hause gefahren , heute weiß ich nicht mehr wie ich das geschafft habe.
Ich wollte nur noch zu meinen Kindern und die fest in den Arm nehmen.
Heute weiß ich das ein kleiner Junge nicht mehr von seiner Mama in den Arm genommen werden kann, weil sie eine von den Toten ist. Und immer wieder frage ich warum ? Es tut so weh, obwohl ich lebe und keinen den ich persönlich kenne etwas passiert ist. Ist es schwer damit zur Zeit zu leben, und wenn es mir und anderen die es überlebt haben schlecht geht. Möchte ich mir garnicht ausmalen wie es den Eltern und Angehörigen der Toten und Verletzten geht.
So dumm wie sich das anhören mag, aber ich habe denen gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil ich einen Schutzengel auf einer Art hatte der gesagt hat geh noch nicht.
Ich bin seid der Loveparade nie mehr an der Rampe gewesen, ich habe angst diese Bilder wieder zu sehen. War zwar im Tunnel um Blumen und Kerzen hinzustellen, und mich ins Buch einzutragen, aber zur Rampe komme ich einfach nicht mehr hin.
Brief 6
Was ich am 24.07.2010 gemacht habe.
Was ich genau gemacht habe den ganzen Tag weiß ich nicht mehr. Laut Kalender war mein Bruder nachmittags da, wir werkelten etwas in der Küche rum.
Ich glaube, ich hatte kurz mal die Bilder der tanzenden Leute im Fernsehen gesehen.
Ich glaube, ich hatte kurz mal die Bilder der tanzenden Leute im Fernsehen gesehen.
Ich weiß aber noch, dass ich am frühen Abend mit einer Freundin und ihrem Hund spazieren war und als ich wieder kam und die Loveparade im Fernsehen sehen wollte, ich da erfuhr, dass es erste Opfer bei der Loveparade gab - der Moderator und die Moderatorin schlossen gerade ihre Live- Berichterstattung. Ich schaltete einen Nachrichtensender ein und las es dort auch. Ich rief sofort bei einer anderen Freundin an, die mir bestätigte, dass sie das auch gerade mitbekommen hatte. Wir waren geschockt!
Ich glaube, wir sprachen auch über Loveparades, die wir mal besucht hatten. Denn wer in Berlin wohnt (und sie wohnte auch mal in Berlin), hat schon mind. einmal eine besucht. Ich bin dort auch immer erst gegen frühen Abend hin.
Ich bin dann noch ins Internet, um die Meldungen zu sichten.
In meinem Blog bei “wer-kennt-wen“, der öffentlich von vielen gelesen werden kann, schrieb ich dann eine Trauerbekundung.
Dort gingen auch virtuelle Trauerkerzen - sogenannte Flogs - um. Es wurde zum Weiterreichen - sprich zum Erstellen einer virtuellen Lichterkette - animiert. Was sehr bewegend war.
In meinem Blog bei “wer-kennt-wen“, der öffentlich von vielen gelesen werden kann, schrieb ich dann eine Trauerbekundung.
Dort gingen auch virtuelle Trauerkerzen - sogenannte Flogs - um. Es wurde zum Weiterreichen - sprich zum Erstellen einer virtuellen Lichterkette - animiert. Was sehr bewegend war.
Brief 7
Es war einmal wieder der Tag der Tage, denn wir sollten am
am 25.07.2010 verreisen.
am 25.07.2010 verreisen.
Also war der 24.07.2010 der ganz normale „Kofferpackwahnsinnstag“.
Ich war nervös, mein Mann war nervös, Mutti war nervös, die Katzen waren nervös.
So schickte ich meinen Mann einkaufen, damit die Katzen nicht hungern und meine Mutter das Katzenfutter nicht schleppen musste.
Dann erhielt Mutti die letzten Anweisungen für Haus- und Katzenhüten, (wie, was, wann und wo). Die Katzen ahnten schon wieder, dass etwas
nicht stimmte und so legten diese sich vorsichtshalber in den Koffer.
Unser Koffer hat einen Namen: Der Stein
Ich war nervös, mein Mann war nervös, Mutti war nervös, die Katzen waren nervös.
So schickte ich meinen Mann einkaufen, damit die Katzen nicht hungern und meine Mutter das Katzenfutter nicht schleppen musste.
Dann erhielt Mutti die letzten Anweisungen für Haus- und Katzenhüten, (wie, was, wann und wo). Die Katzen ahnten schon wieder, dass etwas
nicht stimmte und so legten diese sich vorsichtshalber in den Koffer.
Unser Koffer hat einen Namen: Der Stein
Denn wir fahren nur mit einem Koffer weg, oder mit Rucksäcken.
Aber es war „Der Stein“ wieder mal dran.
Gegen Mittag hörte ich immer wieder die Helikopter und mein Mann
kam zurück und erklärte, dass die „Verrückten“ unterwegs zur Love Parade seien. Wir waren von Anfang an dagegen, da eine solche Veranstaltung niemals in Duisburg, auf dem kleinen Gelände hätte durchgeführt werden dürfen. Tage vorher sind wir die A59 in beiden Richtungen gefahren und ich sagte jedes Mal, wo sollen denn 1.400.000 Menschen hin?
Gegen Nachmittag waren die Katzen aus „Dem Stein“ und alles nicht Notwendige eingepackt. Man fliegt ja schließlich auf einen anderen Planeten, wo es nichts zu kaufen gibt und man alles mitschleppen muss. Halt wie immer!
Endlich Ruhe hatten wir gedacht, aber die Helikopter flogen immer noch.
An unserem Nachmittagsschlaf war nicht zu denken, also schalteten wir den Fernseher ein und schauten was die „Verrückten“ machten (WDR3).
Plötzlich sahen wir, wie Zäune niedergetrampelt wurden und wir erschraken uns wirklich sehr, da wir beide sofort dachten, da ist was
passiert.
Als dann die Kommentatoren von den ersten Todesopfern sprachen,
saß der Schock tief und wir wollten es nicht glauben.
Auch wenn wir von den „Verrückten“ gesprochen haben, so sollten doch
alle ihren Spaß haben und nicht sterben.
Wir wussten nicht, dass es nur einen Zugang gab und waren von der Planung entsetzt.Am nächsten Morgen fuhren wir zum Flughafen per Taxi, es war bereits 10 Uhr aber totenstill. Eine merkwürdige Ruhe lag über der Stadt.
Wir werden die Helikoptergeräusche nie wieder vergessen und wenn wir
jetzt einen hören, dann bekommen wir Angst, dass wieder etwas Schlimmes passiert ist.
Brief 8
Leider bin ich schon seit knapp 10 Jahren nicht mehr allzu positiv auf die Love Parade zu sprechen. Die Dokumentation WE CALL IT TECHNO beschreibt meinen Unmut sehr gut.
Techno, hören, fühlen und diese positive Energie mit lieben Menschen zu teilen ist magisch.
Leider ist dieser Spirit schon Mitte der 90 er auf vielen Partys durch “ die ganz normale, stumpfe Gier” (welche in anderen Situationen des Lebens sogar mal sehr nützlich sein kann) verdrängt worden. Ich habe gelesen wodurch die Stadt New York ein ganz besonderer Ort für dich ist. So wirst du es sehr einfach nachempfinden können.
Es gibt aber zum Glück auch heute noch non Profit Veranstalter.
Daher habe ich an dem Tag nicht viel von dem Unglück mitbekommen.
Ich wohne am Harz und am 24.07.2010 habe ich Besuch von einem lieben Jugendfreund gehabt. Wir sehen uns nur sehr selten, da wir völlig andere Interessen haben. Ich habe mittags in der Küche gestanden damit wir zu unserem Bier auch ordentlich Frikadellen und echten Kartoffelsalat essen konnten:) In unserer Laune sagte Markus er würde gerne meine Mutter und Ihren Lebensgefährten besuchen. Vor 20 Jahren habe ich ja noch bei den beiden gewohnt und sie kennen sich daher gut.
Als wir dann so zusammen saßen erzählten uns die beiden von dem Unglück und ich war sehr, sehr sauer, das so etwas möglich war. Ich habe geflucht wie ein Rohrspatz. Unfassbar zu was sich diese ehemals schöne Veranstaltung gewandelt hatte.
Und wie sich später gezeigt hat, war es wieder Gier, die nun sogar Menschenleben gefordert hatte. Noch nie sollte auf der Love Parade, den Menschen Verboten sein ihre eigenes Getränk mitzubringen.
Das Rainer Schaller nicht in Haft sitzt ist ein Verbrechen!
Brief 9
Der 24.07.2010 war, für meine Freundin, meiner Schwester und ihrem Freund,
ihre Kinder sowie meiner Wenigkeit ein ganz normaler Tag. Wir hatten viel Spaß
an diesem sonnigen Tag in Ansbach bei Rothenburg ob der Tauber. Diese Freude
ging in uns durch und durch bis hin zum Abend.
Am Abend brachten wir die Kinder von meiner Schwester ins Bett und zogen
uns ins Wohnzimmer zurück und schauten fern. Nur durch Zufall haben wir die
Nachrichten auf N24 eingeschaltet. Und mit einem Schlag wurde es sehr still.
Fast wie eine bedrohliche Stille, wie die Ruhe vor dem Sturm. Der Bericht über
die Loveparade 2010 kam und wir konnten es nicht begreifen, was da lief.
Es herrschte große Sprachlosigkeit bei uns. Keiner von uns fand in diesem
Moment die richtigen Worte. Unfassbar was da geschehen ist. Ich für meinen
Teil konnte es immer noch nicht glauben. Auf allen Sendern wurde über das
schlimme Ereignis berichtet. Die Nacht konnte ich kein Auge zu machen. Ich
fragte mich wie es den Betroffenen geht. Was ich vor allem nicht kapieren
wollte, dass Menschen dort starben. Dies ist auf keiner Lopa bisher geschehen.
Der Tag danach, war für mich noch beschissener als der eigentliche Tag des
Geschehnisses. Ich habe alles sacken lassen und nun begann mein Gehirn auf
Hochtouren zu arbeiten. Meine Gedanken kreisten immer und immer wieder
bei den Opfern, Verletzten und Hinterbliebenen. Die große Fassungslosigkeit
stand mir immer noch im Gesicht geschrieben. Selbst als wir auf der Autobahn
in Richtung Essen unterwegs waren spielten sich die Gedanken nur über die
Loveparade ab und wie das alles passieren konnte. Meine Freundin fragte mich
wie groß der Tunnel in Duisburg sei. Nun wir fuhren durch einen grad einen
ähnlichen Tunnel und ich sagte zu ihr nur still und leise „so groß wie dieser hier“.
Am gleichen Tag besuchten wir, meine Freundin und ich, noch den Unglücksort.
Es war eine gespenstische Ruhe. Eine Ruhe der Trauer, der Fassungslosigkeit und
des nicht Verstehens. Im Tunnel angekommen schossen meiner Freundin und mir
die Tränen in die Augen. Wir waren nicht die einzigen………… .
So viele Kerzen habe ich in meinem ganzen Leben nicht gesehen. Wie gelähmt
sind wir an den Kerzen vorbei gelaufen und so viel Menschen die geweint haben.
Man möchte gerne helfen aber man konnte nicht. Mir tat es unendlich leid für
die Menschen die ihre liebsten verloren haben, die Menschen die schwerste
Verletzungen erlitten haben und all diejenigen die geholfen haben Menschleben
zu retten. Denn sie haben das schlimmste erlebt.
In den darauf folgenden Tagen besuchten wir immer wieder den Tunnel und
zündeten Kerzen an. Dies war unser Beitrag zu sagen „hey Ihr seid nicht alleine,
wir stehen hinter Euch“ Mittlerweile bestand der Tunnel aus einem Kerzenmeer.
Selbst meine Schwester die über 450 km weiter weg wohnt kann es immer noch
nicht fassen was in Duisburg passiert ist.
Nichts ist so wie früher. Das Alltagsleben hat sich abrupt verändert. Man nimmt
seine Umwelt intensiver wahr. Immer wieder zieht es mich zum Tunnel. Es ist für
mich der Ort um Anteilnahme zu zeigen.
Im Nachhinein denkt man sich auch, warum warst du nicht bei der Loveparade?
Nun, ich wollte nach Duisburg, aber genau an diesem Wochenende, den 24.07.10
hatte meine Nichte Geburtstag. Vielleicht war es das Schicksal, das sagte fahre
zu ihr hin. Der Gottesdienst im Stadion hat mir sehr viel gegeben. Man ist nicht alleine mit
seiner Trauer und Anteilnahme. Den Ort der Tragödie in Duisburg besuche ich
weiterhin. Denn vergessen kann man nicht.
Über die Verantwortlichen werde ich nicht schreiben. Denn sonst muss ich mich
nur unnötig aufregen. Ich kann nur eines dazu sagen, ich finde die Einstellung der
Verantwortlichen zum kotzen.
Brief 11
Samstag, den 24.7.2010
Der Wecker klingelt ungewöhnlich früh für einen Samstag, doch ich muss zeitig aufstehen, denn mein Sohn Thomas (25) fliegt an diesem Nachmittag nach Tunis. Die gestern gewaschene Wäsche muss noch gebügelt, ein paar Toilettenartikel besorgt und der Koffer gepackt werden.
Er ist aufgeregt, denn es ist seine erste Flugreise. Kurz entschlossen gebucht um einen Schulfreund zu besuchen, der bei seiner dort lebenden Familie Urlaub macht. Schon einige Male hatte er die Einladung ausgeschlagen aber in diesem Jahr nahm er sie an.
Leider war es nur noch möglich für den 24.7. einen günstigen Flug über Paris nach Tunis zu buchen. Dadurch ist für ihn eine Teilnahme an der Loveparade unmöglich. „Ich wäre ja so gerne hingegangen, aber man kann nicht alles gleichzeitig haben“ sagte er.
Ich leide unter Flugangst und es wäre mir lieber gewesen mein Sohn wäre auf der Loveparade und nicht über den Wolken unterwegs.
Pünktlich um 16.30 startet der Flieger nach Paris. Dort hat er über eine Stunde Aufenthalt bis er nach Tunis weiterfliegt. Vorher hatten wir noch gemeinsam Kaffee getrunken und Thomas hatte sich mit Zeitschriften versorgt, um sich dort die Wartezeit zu verkürzen.
Ein mulmiges Gefühl im Bauch begleitet mich nach Hause. Dort schaltete ich sofort den Fernseher ein. Wenn ein Flieger vom Himmel fallen würde, werde ich so sicherlich schnell darüber informiert.
Mir stockt der Atem, auf der Loveparade war ein entsetzliches Unglück geschehen. Es hat Tote und Verletzte gegeben. Vor ein paar Stunden noch hatte ich mir gewünscht mein Sohn wäre dort und nicht auf dem Weg nach Tunis.
Während ich diese Zeilen schreibe läuft es mir eiskalt den Rücken herunter.
Ich liege im Bett und versuchte zu schlafen. Mein Handy meldet sich mit „piep piep „. „Bin gut angekommen, der Flug war gut“ teilt Thomas mir per SMS mit. Bin erleichtert und in Gedanken bei den Eltern die auf ein Lebenszeichen ihrer Kinder warten, die am Morgen fröhlich nach Duisburg aufgebrochen waren um einfach nur viel Spaß zu haben.
Eine Mutter
Nachtrag:
Auch der Rückflug verlief ohne Komplikationen und so konnte ich 10 Tage später meinen Sohn braungebrannt und wohlbehalten in meine Arme schließen.
Brief 12
Aber es war „Der Stein“ wieder mal dran.
Gegen Mittag hörte ich immer wieder die Helikopter und mein Mann
kam zurück und erklärte, dass die „Verrückten“ unterwegs zur Love Parade seien. Wir waren von Anfang an dagegen, da eine solche Veranstaltung niemals in Duisburg, auf dem kleinen Gelände hätte durchgeführt werden dürfen. Tage vorher sind wir die A59 in beiden Richtungen gefahren und ich sagte jedes Mal, wo sollen denn 1.400.000 Menschen hin?
Gegen Nachmittag waren die Katzen aus „Dem Stein“ und alles nicht Notwendige eingepackt. Man fliegt ja schließlich auf einen anderen Planeten, wo es nichts zu kaufen gibt und man alles mitschleppen muss. Halt wie immer!
Endlich Ruhe hatten wir gedacht, aber die Helikopter flogen immer noch.
An unserem Nachmittagsschlaf war nicht zu denken, also schalteten wir den Fernseher ein und schauten was die „Verrückten“ machten (WDR3).
Plötzlich sahen wir, wie Zäune niedergetrampelt wurden und wir erschraken uns wirklich sehr, da wir beide sofort dachten, da ist was
passiert.
Als dann die Kommentatoren von den ersten Todesopfern sprachen,
saß der Schock tief und wir wollten es nicht glauben.
Auch wenn wir von den „Verrückten“ gesprochen haben, so sollten doch
alle ihren Spaß haben und nicht sterben.
Wir wussten nicht, dass es nur einen Zugang gab und waren von der Planung entsetzt.Am nächsten Morgen fuhren wir zum Flughafen per Taxi, es war bereits 10 Uhr aber totenstill. Eine merkwürdige Ruhe lag über der Stadt.
Wir werden die Helikoptergeräusche nie wieder vergessen und wenn wir
jetzt einen hören, dann bekommen wir Angst, dass wieder etwas Schlimmes passiert ist.
Brief 8
Leider bin ich schon seit knapp 10 Jahren nicht mehr allzu positiv auf die Love Parade zu sprechen. Die Dokumentation WE CALL IT TECHNO beschreibt meinen Unmut sehr gut.
Techno, hören, fühlen und diese positive Energie mit lieben Menschen zu teilen ist magisch.
Leider ist dieser Spirit schon Mitte der 90 er auf vielen Partys durch “ die ganz normale, stumpfe Gier” (welche in anderen Situationen des Lebens sogar mal sehr nützlich sein kann) verdrängt worden. Ich habe gelesen wodurch die Stadt New York ein ganz besonderer Ort für dich ist. So wirst du es sehr einfach nachempfinden können.
Es gibt aber zum Glück auch heute noch non Profit Veranstalter.
Daher habe ich an dem Tag nicht viel von dem Unglück mitbekommen.
Ich wohne am Harz und am 24.07.2010 habe ich Besuch von einem lieben Jugendfreund gehabt. Wir sehen uns nur sehr selten, da wir völlig andere Interessen haben. Ich habe mittags in der Küche gestanden damit wir zu unserem Bier auch ordentlich Frikadellen und echten Kartoffelsalat essen konnten:) In unserer Laune sagte Markus er würde gerne meine Mutter und Ihren Lebensgefährten besuchen. Vor 20 Jahren habe ich ja noch bei den beiden gewohnt und sie kennen sich daher gut.
Als wir dann so zusammen saßen erzählten uns die beiden von dem Unglück und ich war sehr, sehr sauer, das so etwas möglich war. Ich habe geflucht wie ein Rohrspatz. Unfassbar zu was sich diese ehemals schöne Veranstaltung gewandelt hatte.
Und wie sich später gezeigt hat, war es wieder Gier, die nun sogar Menschenleben gefordert hatte. Noch nie sollte auf der Love Parade, den Menschen Verboten sein ihre eigenes Getränk mitzubringen.
Das Rainer Schaller nicht in Haft sitzt ist ein Verbrechen!
Brief 9
Der 24.07.2010 war, für meine Freundin, meiner Schwester und ihrem Freund,
ihre Kinder sowie meiner Wenigkeit ein ganz normaler Tag. Wir hatten viel Spaß
an diesem sonnigen Tag in Ansbach bei Rothenburg ob der Tauber. Diese Freude
ging in uns durch und durch bis hin zum Abend.
Am Abend brachten wir die Kinder von meiner Schwester ins Bett und zogen
uns ins Wohnzimmer zurück und schauten fern. Nur durch Zufall haben wir die
Nachrichten auf N24 eingeschaltet. Und mit einem Schlag wurde es sehr still.
Fast wie eine bedrohliche Stille, wie die Ruhe vor dem Sturm. Der Bericht über
die Loveparade 2010 kam und wir konnten es nicht begreifen, was da lief.
Es herrschte große Sprachlosigkeit bei uns. Keiner von uns fand in diesem
Moment die richtigen Worte. Unfassbar was da geschehen ist. Ich für meinen
Teil konnte es immer noch nicht glauben. Auf allen Sendern wurde über das
schlimme Ereignis berichtet. Die Nacht konnte ich kein Auge zu machen. Ich
fragte mich wie es den Betroffenen geht. Was ich vor allem nicht kapieren
wollte, dass Menschen dort starben. Dies ist auf keiner Lopa bisher geschehen.
Der Tag danach, war für mich noch beschissener als der eigentliche Tag des
Geschehnisses. Ich habe alles sacken lassen und nun begann mein Gehirn auf
Hochtouren zu arbeiten. Meine Gedanken kreisten immer und immer wieder
bei den Opfern, Verletzten und Hinterbliebenen. Die große Fassungslosigkeit
stand mir immer noch im Gesicht geschrieben. Selbst als wir auf der Autobahn
in Richtung Essen unterwegs waren spielten sich die Gedanken nur über die
Loveparade ab und wie das alles passieren konnte. Meine Freundin fragte mich
wie groß der Tunnel in Duisburg sei. Nun wir fuhren durch einen grad einen
ähnlichen Tunnel und ich sagte zu ihr nur still und leise „so groß wie dieser hier“.
Am gleichen Tag besuchten wir, meine Freundin und ich, noch den Unglücksort.
Es war eine gespenstische Ruhe. Eine Ruhe der Trauer, der Fassungslosigkeit und
des nicht Verstehens. Im Tunnel angekommen schossen meiner Freundin und mir
die Tränen in die Augen. Wir waren nicht die einzigen………… .
So viele Kerzen habe ich in meinem ganzen Leben nicht gesehen. Wie gelähmt
sind wir an den Kerzen vorbei gelaufen und so viel Menschen die geweint haben.
Man möchte gerne helfen aber man konnte nicht. Mir tat es unendlich leid für
die Menschen die ihre liebsten verloren haben, die Menschen die schwerste
Verletzungen erlitten haben und all diejenigen die geholfen haben Menschleben
zu retten. Denn sie haben das schlimmste erlebt.
In den darauf folgenden Tagen besuchten wir immer wieder den Tunnel und
zündeten Kerzen an. Dies war unser Beitrag zu sagen „hey Ihr seid nicht alleine,
wir stehen hinter Euch“ Mittlerweile bestand der Tunnel aus einem Kerzenmeer.
Selbst meine Schwester die über 450 km weiter weg wohnt kann es immer noch
nicht fassen was in Duisburg passiert ist.
Nichts ist so wie früher. Das Alltagsleben hat sich abrupt verändert. Man nimmt
seine Umwelt intensiver wahr. Immer wieder zieht es mich zum Tunnel. Es ist für
mich der Ort um Anteilnahme zu zeigen.
Im Nachhinein denkt man sich auch, warum warst du nicht bei der Loveparade?
Nun, ich wollte nach Duisburg, aber genau an diesem Wochenende, den 24.07.10
hatte meine Nichte Geburtstag. Vielleicht war es das Schicksal, das sagte fahre
zu ihr hin. Der Gottesdienst im Stadion hat mir sehr viel gegeben. Man ist nicht alleine mit
seiner Trauer und Anteilnahme. Den Ort der Tragödie in Duisburg besuche ich
weiterhin. Denn vergessen kann man nicht.
Über die Verantwortlichen werde ich nicht schreiben. Denn sonst muss ich mich
nur unnötig aufregen. Ich kann nur eines dazu sagen, ich finde die Einstellung der
Verantwortlichen zum kotzen.
Brief 11
Samstag, den 24.7.2010
Der Wecker klingelt ungewöhnlich früh für einen Samstag, doch ich muss zeitig aufstehen, denn mein Sohn Thomas (25) fliegt an diesem Nachmittag nach Tunis. Die gestern gewaschene Wäsche muss noch gebügelt, ein paar Toilettenartikel besorgt und der Koffer gepackt werden.
Er ist aufgeregt, denn es ist seine erste Flugreise. Kurz entschlossen gebucht um einen Schulfreund zu besuchen, der bei seiner dort lebenden Familie Urlaub macht. Schon einige Male hatte er die Einladung ausgeschlagen aber in diesem Jahr nahm er sie an.
Leider war es nur noch möglich für den 24.7. einen günstigen Flug über Paris nach Tunis zu buchen. Dadurch ist für ihn eine Teilnahme an der Loveparade unmöglich. „Ich wäre ja so gerne hingegangen, aber man kann nicht alles gleichzeitig haben“ sagte er.
Ich leide unter Flugangst und es wäre mir lieber gewesen mein Sohn wäre auf der Loveparade und nicht über den Wolken unterwegs.
Pünktlich um 16.30 startet der Flieger nach Paris. Dort hat er über eine Stunde Aufenthalt bis er nach Tunis weiterfliegt. Vorher hatten wir noch gemeinsam Kaffee getrunken und Thomas hatte sich mit Zeitschriften versorgt, um sich dort die Wartezeit zu verkürzen.
Ein mulmiges Gefühl im Bauch begleitet mich nach Hause. Dort schaltete ich sofort den Fernseher ein. Wenn ein Flieger vom Himmel fallen würde, werde ich so sicherlich schnell darüber informiert.
Mir stockt der Atem, auf der Loveparade war ein entsetzliches Unglück geschehen. Es hat Tote und Verletzte gegeben. Vor ein paar Stunden noch hatte ich mir gewünscht mein Sohn wäre dort und nicht auf dem Weg nach Tunis.
Während ich diese Zeilen schreibe läuft es mir eiskalt den Rücken herunter.
Ich liege im Bett und versuchte zu schlafen. Mein Handy meldet sich mit „piep piep „. „Bin gut angekommen, der Flug war gut“ teilt Thomas mir per SMS mit. Bin erleichtert und in Gedanken bei den Eltern die auf ein Lebenszeichen ihrer Kinder warten, die am Morgen fröhlich nach Duisburg aufgebrochen waren um einfach nur viel Spaß zu haben.
Eine Mutter
Nachtrag:
Auch der Rückflug verlief ohne Komplikationen und so konnte ich 10 Tage später meinen Sohn braungebrannt und wohlbehalten in meine Arme schließen.
Brief 12
Wie ich die Nachricht von der Love-Parade-Katastrophe erfuhr
Samstag, 24. Juli 2010, seit gut einer Woche verbringe ich meine Ferien in Griechenland. In einem kleinen Küstenort auf dem Peloponnes haben wir eine Ferienwohnung gemietet. Unsere Vermieter sind Duisburger, die dort ein Haus gebaut haben und wir sind durch eine Zeitungsanzeige auf die Wohnung aufmerksam geworden.
An diesem Sonntag haben wir eine Einladung für eine Theateraufführung in einem Nachbardorf, das unweit unseres Feriendomizils in den Bergen liegt.
In einem Amphitheater, das mitten im Dorf Longa liegt, wird an diesem Samstag um 21 Uhr das Stück „Eine griechische Hochzeit“ gegeben. Die Schauspieler sind deutsche Laiendarsteller und haben als Wandertheater bereits einige Male erfolgreich vor deutsch-griechischem Publikum gespielt.
Wir sind rechtzeitig am Spielort eingetroffen, unser Auto abgestellt und haben an diesem immer noch heißen Abend genügend Zeit für einen kühlen Drink. In der Dorfmitte gibt es eine Taverne, die einzige im Dorf, und über dem Eingang läuft der Fernseher. Der Nachrichtensender NTV spielt ununterbrochen sein Programm ab, ohne dass einer der Gäste größere Notiz nimmt.
Als deutscher Tourist, der seit einer Wochen keine Nachrichten mehr gesehen hat, wirft man ganz automatisch immer wieder einen Blick auf die Bilder, die aus dem TV-Gerät gesendet werden. Aber soll in dieser Sommerzeit schon sonderlich berichtenswert sein?
Plötzlich nehmen wir zu unserem größten Erstaunen Bilder aus Duisburg wahr und sind elektrisiert: Wir sehen jugendliche Menschenmassen, die sich durch einen Tunnel schieben, der uns als „Gelber Bogen“ vertraut ist. Schließlich wohnen wir in Duisburg nur wenige hundert Meter davon entfernt. Es ist eine irreale, ja geradezu kafkaeske Situation: Wir sitzen in der Taverne eines abgeschiedenen griechischen Bergdorfes und im Fernsehen laufen schreckliche Bilder aus unserer Heimatstadt ab. Wir erkennen sofort, die Bilder lassen keinen Zweifel, dass etwas Schreckliches passiert sein muss, denn neben den Menschenmassen erkennen wir Feuerwehrfahrzeuge, Krankenwagen mit Blaulicht, sehen verzweifelte hektisch umherlaufende Menschen. Wir erkennen eine Rampe auf dem Gelände des Güterbahnhofs, auf der sich junge Menschen verzweifelt gegenseitig Hilfestellung leisten und erinnern uns, dass an diesem Wochenende die lange geplante Love Parade stattfindet. Und uns schießt es durch den Kopf, dass auch unsere Tochter unter den Jugendlichen sein könnte, die sich einem vermeintlich friedlichen „Liebesfest“ angeschlossen haben könnte. Oder weitere Bekannte und Freunde, von denen wir nicht wissen, ob die Neugierde sie an diesen Ort gebracht hat.
Die durchlaufenden Spruchbänder am unteren Bildrand klären uns über das schreckliche Geschehen auf, dass es zahlreiche Tote gegeben hat und noch mehr Verletzte. Wir sind bedrückt und uns ist gar nicht mehr nach Theater zumute.
Wir hatten uns für die Ferien vorgenommen, einmal ganz abzuschalten – kein Fernsehen, keine Zeitung. Damit ist es jetzt vorbei. Täglich werden wir uns in der „Süddeutschen Zeitung“ über die Geschehnisse in Duisburg informieren. Wir erfahren einiges über die Hintergründe dieses Events, von denen wir zuvor nichts wussten. Täglich sind wir aufs Neue entsetzt, wie sich die Verantwortlichen die Schuld gegenseitig in die Schuhe schieben. Nehmen Kommentare zur Kenntnis, wo von Rücktrittsforderungen die Rede ist und von hanebüchenen Rechtfertigungen. Freunde aus dem Ausland mailen uns und fragen besorgt, in welcher Weise wir von den Ereignissen betroffen sind.
Wenn wir gefragt werden, woher wir kommen, sagen wir inzwischen nicht mehr „aus der Nähe von Düsseldorf“, sondern sagen, dass wir aus Duisburg sind – und jeder weiß Bescheid. Duisburg hat sich auf negative Weise einen internationalen traurigen Berühmtheitsstatus erworben und in die Schlagzeilen der internationalen Presse gebracht. Zwei Jahre zuvor sind vor einer Duisburger Pizzeria sechs Italiener einem Mafiamord zum Opfer gefallen, jetzt hat die Stadt 21 Tote zu beklagen und einen störrischen Oberbürgermeister, der als Verwaltungschef keine politische Verantwortung zu übernehmen bereit ist.
Brief 13
Brief 13
24.07.2010 - Mein Tag...
Wir haben uns kurzfristig entschlossen zur LP zu fahren, eigentlich wollten wir schon gegen 10 uhr los doch meine freundin sagte mir ab.
Also beschloss ich mit meinen Onkel und meinen Bruder hin zufahren, gegen 11 Uhr saßen wir dann am Bahnhof der erste zug der kam war zu voll so durften wir noch weiter warten,
gegen 13 Uhr dann waren wir endlich in Duisburg angekommen und machten uns auf den Weg zum Gelände. Nach 2 std waren wir gerade mal am anfang angekommen und ab da ging schon nix mehr, erste Polizeiketten sperrten wege ab und ließen nur teilweise leute rein. Um 16 uhr waren wir dann im Tunnel, ab da fing der horror an, es ging nicht voran und nicht zurück, von allen seiten wurde nur gedrückt und geschoben. Mein onkel und mein Bruder haben mich noch immer versucht hochzuhalten damit ich net hinfalle, neben uns versuchte ein Falschensammler seine Flaschen aufzusammeln die er zuvor verloren hatte, ich weiß bis heute nicht ob er noch lebt oder verletzt wurde. Am ende des tunnels angekommen sah man Menschen die versuchten irgendwie aufs gelände zu kommen, etwas weiter vorne war ein junger Mann, keine ahnung er sah aus als ob er auf drogen war und war schon richtig blau angelaufen, die ersten verletzten lagen auch schon am Rand. Bis heute bin ich froh das ich mit meinen Onkel und meinen Bruder da war und wir uns noch rechtzeitig über einen Hügel nach oben retten konnten wo uns Polizisten in empfang nahmen. Oben angekommen hörten wir schon das es erste tote gibt, der blick später nach unten war grausam. Überall lagen verletzte und bedeckte leichen, da es noch zu früh war zu gehen und man nirgends vorbei kam beschlossen wir noch da zu bleiben, irgendwann gegen 3 Uhr morgends waren wir dann auch endlich zuhause angekommen wo wir erstmal alle angerufen haben das es uns gut geht. Erst am nächsten Tag haben wir realisiert was wirklich passiert war. Noch heute kann ich nicht durch einen Tunnel gehen ohne das mir schlecht wird oder sonst was... Dieser Tag war einfach nur reiner Horror und ich werde ihn nie vergessen können!
Brief 14
Wir haben uns kurzfristig entschlossen zur LP zu fahren, eigentlich wollten wir schon gegen 10 uhr los doch meine freundin sagte mir ab.
Also beschloss ich mit meinen Onkel und meinen Bruder hin zufahren, gegen 11 Uhr saßen wir dann am Bahnhof der erste zug der kam war zu voll so durften wir noch weiter warten,
gegen 13 Uhr dann waren wir endlich in Duisburg angekommen und machten uns auf den Weg zum Gelände. Nach 2 std waren wir gerade mal am anfang angekommen und ab da ging schon nix mehr, erste Polizeiketten sperrten wege ab und ließen nur teilweise leute rein. Um 16 uhr waren wir dann im Tunnel, ab da fing der horror an, es ging nicht voran und nicht zurück, von allen seiten wurde nur gedrückt und geschoben. Mein onkel und mein Bruder haben mich noch immer versucht hochzuhalten damit ich net hinfalle, neben uns versuchte ein Falschensammler seine Flaschen aufzusammeln die er zuvor verloren hatte, ich weiß bis heute nicht ob er noch lebt oder verletzt wurde. Am ende des tunnels angekommen sah man Menschen die versuchten irgendwie aufs gelände zu kommen, etwas weiter vorne war ein junger Mann, keine ahnung er sah aus als ob er auf drogen war und war schon richtig blau angelaufen, die ersten verletzten lagen auch schon am Rand. Bis heute bin ich froh das ich mit meinen Onkel und meinen Bruder da war und wir uns noch rechtzeitig über einen Hügel nach oben retten konnten wo uns Polizisten in empfang nahmen. Oben angekommen hörten wir schon das es erste tote gibt, der blick später nach unten war grausam. Überall lagen verletzte und bedeckte leichen, da es noch zu früh war zu gehen und man nirgends vorbei kam beschlossen wir noch da zu bleiben, irgendwann gegen 3 Uhr morgends waren wir dann auch endlich zuhause angekommen wo wir erstmal alle angerufen haben das es uns gut geht. Erst am nächsten Tag haben wir realisiert was wirklich passiert war. Noch heute kann ich nicht durch einen Tunnel gehen ohne das mir schlecht wird oder sonst was... Dieser Tag war einfach nur reiner Horror und ich werde ihn nie vergessen können!
Brief 14
Mein Tag, 24.07.2010
Ich bin Rentnerin ,84 Jahre alt und wohne in der Kammerstraße/Neudorf.
Am Tag der Loveparade blieb ich zu Hause, da ja überall gesagt wurde, dass
viele Menschen nach Duisburg kommen werden.
Sonst treffe ich mich immer mit meinen Freundinnen zum Kaffee auf der
Königstraße.
Am frühen Nachmittag schaute ich aus dem Fenster und konnte es nicht fassen, soweit
meine Auge reichte, Krankenwagen.
Da bekam ich Angst, denn so eine große Anzahl von Krankenwagen hatte ich vorher noch nie gesehen.
Ich dachte, hoffentlich kommen die nicht zum Einsatz.
Aber das Gegenteil sollte sich ereignen. Auch die Hubschrauber werde ich nicht mehr vergessen.
Mein Mitgefühl gilt allen Angehörigen, deren Freunden und Bekannten. Ich habe den 2.Weltkrieg als junge Frau erlebt und da starben auch sinnlos viele junge Menschen, aber
diese Sinnlosigkeit in der jetzigen Zeit ist unfassbar.
Brief 15
Brief 15
Wir waren gerade auf dem Weg zu einem Gartenfest bei einem Freund da haben wir die Nachricht im Radio gehört. Auf dem Weg dorthin sind uns auch viele Polizeiautos, Rettungskräfte und Rettungshubschrauber begegnet. Da war klar, dass es eine schlimme Katastrophe gegeben haben muss. Der Schock sass tief und die Vorstellung was dort wohl passiert ist bzw. gerade passiert war unvorstellbar.
Auf dem Gartenfest wurde ein Mann öfters von seiner Familie und Freunde angerufen. Sie wussten, dass er feiern war, aber nicht wo, und waren erleichtert, dass er nicht auf der Loveparade war......
Die Bilder der Katastrophe in den Medien in den nächsten Tagen waren grausam und kaum begreifbar.
Ich wünsche allen Angehörigen und Betroffenen viel Kraft die Ereignisse zu verarbeiten...
Auf dem Gartenfest wurde ein Mann öfters von seiner Familie und Freunde angerufen. Sie wussten, dass er feiern war, aber nicht wo, und waren erleichtert, dass er nicht auf der Loveparade war......
Die Bilder der Katastrophe in den Medien in den nächsten Tagen waren grausam und kaum begreifbar.
Ich wünsche allen Angehörigen und Betroffenen viel Kraft die Ereignisse zu verarbeiten...
Keine Kommentare:
Neue Kommentare sind nicht zulässig.